Vier Fragen für die IT-Sicherheit von Servern und Clients
Als Verantwortlicher für ein Unternehmen – sei es Geschäftsführung, Vorstand oder eine andere Führungsposition – stehen Sie in der Verantwortung, möglichen Schaden von Ihrem Unternehmen abzuwenden. In der heutigen Zeit ist ein wesentliches Gefährdungspotenzial für Unternehmen in der IT-Sicherheit zu verorten. Cyberangriffe, Verschlüsselungstrojaner und Erpressungen sind mittlerweile an der Tagesordnung in deutschen Unternehmen und können bis zur Insolvenz führen. Doch keine Sorge, auch wenn Sie keinen IT-Background haben – wir haben Ihnen vier Fragen zusammengestellt, mit denen Sie in Zusammenarbeit mit Ihrer IT die Sicherheit der IT-Endpunkte gewährleisten können.
Erfassen Sie Ihre IT-Systeme und die zugehörigen Betriebssysteme
Um Ihre IT-Sicherheit zu managen, müssen Sie zunächst eine klare Übersicht aller IT-Systeme wie Server und Clients sowie der genutzten Betriebssysteme haben. Eine einfache Tabelle kann Ihnen dabei helfen, den Überblick zu behalten. Ihre IT sollte diese Tabelle innerhalb von 5 Arbeitstagen erstellen können.
Server A |
Windows Server 2019
|
Nein
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Domaincontroller
|
Server B |
Windows Server 2008
|
Ja
|
Printserver
|
Client 1 |
Windows 11
|
Nein
|
Client
|
Client 2 |
Windows XP
|
Ja
|
Client
|
Systemübersicht der Endpunkte mit ihren Betriebssystemen
Diese Übersicht gibt Ihnen einen klaren Ausgangspunkt für die folgenden Schritte und Diskussionen
- Planen Sie die Ablösung von End-of-Life-Systemen
- Ein wesentlicher Aspekt der IT-Sicherheit ist die Verwendung aktueller Betriebssysteme. Fragen Sie nach dem Ablösungsplan für alle End-of-Life-Systeme und setzen Sie klare Ziele für deren Migration auf aktuelle Betriebssysteme. Dadurch stellen Sie sicher, dass Ihre IT-Endpunkte weiterhin Sicherheitsupdates erhalten und Hackern keine Angriffsfläche bieten.
- Berücksichtigen Sie alle relevanten Systeme
- Fragen Sie nach „Randsystemen“ wie Zugangssteuerung, Zeiterfassung und Gebäudesteuerung – denken Sie ebenso an eine Solaranlage oder ein Kamerasystem. Vergessen sie nicht auch diese in Ihre Sicherheitsbetrachtung einzubeziehen. Auch diese Systeme müssen entsprechend gemanagt, abgesichert oder isoliert werden, um mögliche Schwachstellen zu vermeiden.
- Reduzieren Sie die Vielfalt der Betriebssysteme
- Eine Vielzahl unterschiedlicher Betriebssysteme kann die Effizienz und Verwaltbarkeit beeinträchtigen. Setzen Sie das Ziel, die Anzahl der Betriebssysteme zu reduzieren, um Ressourcen besser zu nutzen. Ein übersichtlicherer Systemmix erleichtert auch die Wartung und weitergehende Sicherheitsmaßnahmen.
Erfassen Sie die installierte Software
Nun wissen Sie, welche IT-Systeme und Betriebssysteme in Ihrem Unternehmen vorhanden sind, damit haben Sie den ersten großen Schritt in Richtung Transparenz geschafft. Allein mit einem Betriebssystem ist es aber nicht getan. Der Angriff auf die Log4j-Schwachstelle hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, auch die im Unternehmen eingesetzte Software im Griff zu haben.
Lassen Sie eine Auflistung aller IT-Systeme, einschließlich Server und Clients, sowie der darauf installierten Software erstellen. Neben dem Betriebssystem sind auch Applikationen empfänglich für Schwachstellen, daher ist Transparenz auch hier entscheidend. Zusätzlich sind bzgl. der Applikationen auch die Lizenzbedingungen zu beachten – auch hier entsteht Ihrem Unternehmen unter Umständen eine erhebliche Risikoposition. Nutzen Sie eine Tabelle, um den Überblick zu behalten. Ihre IT sollte folgende Tabelle innerhalb von 5 Arbeitstagen erstellen können.
Server A |
Adobe Acrobat Reader
|
23.003.20244
|
Server A |
SCR3xxx Smart Card
|
8.51
|
Server A |
...
|
...
|
Server B |
Adobe Acrobat Reader
|
23.003.20244
|
Server B |
7-Zip
|
23.01.00.0
|
Server B |
...
|
...
|
Client 1 |
STILL Desktop
|
2.0.0.9
|
Client 1 |
Adobe Acrobat Reader
|
22.002.20191
|
Client 1 |
...
|
...
|
Übersicht der installierten Software pro Endpunkt
Diese Übersicht gibt Ihnen einen klaren Ausgangspunkt für die folgenden Schritte und Diskussionen
- Achten Sie auf einheitliche Software-Versionen
- Stellen Sie sicher, dass die Versionen der Software einheitlich sind, um mögliche Defizite zu erkennen. Unterschiedliche Versionen können auf Schwachstellen hindeuten und sollten vermieden werden. Software im Unternehmenskontext sollte einheitlich bereitgestellt und verteilt werden – Unterschiede lassen auf Defizite in einem der Bereiche schließen. Das wird spätestens dann zu einem Problem, wenn eine der Anwendungen eine Sicherheitslücke hat die „überall“ und „schnell“ geschlossen werden muss. Lassen sie sich Unterschiede erklären!
- Führen Sie Stichproben durch
- Prüfen Sie, indem Sie einige Anwendungen und Versionen stichprobenartig auswählen und die aktuelle Version auf der Herstellerseite recherchieren (Such-Tipp: „<Anwendungsname> Release Notes“). Achten Sie auf geschlossene Sicherheitslücken oder „Vulnerabilities“. Bei Bedarf sollten Sie intensiv nachfragen, warum die aktuelle Version nicht eingesetzt wird, um potenzielle Risiken zu minimieren.
- Lassen Sie die Lizenzsituation aller Anwendungen klären
- Stellen Sie sicher, dass die Lizenzsituation für alle Anwendungen geklärt ist, um potenzielle finanzielle Risiken zu vermeiden. Bei Unsicherheiten ziehen Sie externe Experten hinzu, um mögliche Schadenssummen zu reduzieren.
Erfassen Sie mögliche Schwachstellen
Eine Auflistung aller IT-Systeme, inklusive der vorhandenen Schwachstellen, ist unerlässlich. Das regelmäßige Scannen auf Schwachstellen gehört zu den absoluten Notwendigkeiten in der heutigen Zeit. Wie sie bei den Antworten zu Fragen 1 und 2 herausgefunden haben, ist die Anzahl von Servern und Clients sowie die darauf installierten Anwendungen sehr schnell sehr groß und geht selbst bei einem kleineren Mittelständler in die Tausende. Darüber „händisch“ den Überblick zu behalten ist schier unmöglich. Auch hier können Sie eine Tabelle nutzen, um die Übersicht zu behalten. Ihre IT sollte folgende Tabelle innerhalb von 5 Arbeitstagen erstellen können.
Server A |
CVE-2016-9841
|
9.8
|
Server A |
CVE-2022-3075
|
9.6
|
Server A |
...
|
...
|
Server B |
CVE-2022-34718
|
9.8
|
Server B |
CVE-2022-21476
|
7.5
|
Server B |
...
|
...
|
Client 1 |
CVE-2023-22490
|
5.5
|
Client 1 |
CVE-2023-29338
|
5
|
Client 1 |
...
|
...
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Übersicht bekannter Vulnerabilities pro Endpunkt
Diese Übersicht gibt Ihnen einen klaren Ausgangspunkt für die folgenden Schritte und Diskussionen
- Priorisieren Sie kritische Schwachstellen
- Schwachstellen mit einer Kritikalität über 9 sind als „Kritisch“ einzustufen. Hier ist ein schnelles Handeln notwendig, da Angreifer diese Schwachstellen leicht ausnutzen können und erheblichen Schaden anrichten könnten. Fordern Sie einen verbindlichen Plan zur Beseitigung dieser Schwachstellen und entscheiden Sie im Zweifel „für Sicherheit“. Eine schnelle Reaktion ist unverzichtbar.
- Achten Sie auf das Veröffentlichungsjahr der Schwachstellen
- Anhand der CVE-Nummer erkennen Sie, in welchem Jahr die Schwachstelle veröffentlicht wurde. Gehen Sie davon aus das alle Schwachstellen, die nicht aus dem aktuellen Jahr stammen ihren Weg in die Werkzeugkisten der Angreifer gefunden haben und damit „per Klick“ ausnutzbar sind. Fragen Sie nach, warum ältere Schwachstellen noch nicht geschlossen wurden, und drängen Sie auf eine umgehende Beseitigung.
- Verfolgen Sie den Fortschritt regelmäßig
- Bitten Sie um regelmäßige Berichte, beispielsweise monatlich, und verpflichten Sie Ihre IT, alle Schwachstellen mit einer Kritikalität von über 7 zu beseitigen. Es mag nicht alles sofort erledigt werden können, aber ein kontinuierliches Vorgehen wird dazu führen, dass die Schwachstellen im Laufe der Zeit reduziert werden.
Erfassen Sie die angewandten Härtungsrichtlinien
Empfehlungen, wie Systeme sicherer gemacht werden können, sind zahlreich. Die wohl bekanntesten kommen vom Center for Internet Security (CIS). Es ist wichtig das Systeme „von Grund auf“ so aufgebaut werden, dass möglichst viele Empfehlungen davon umgesetzt werden. Die Umsetzung dieser Richtlinien zeigt, dass sich Ihre IT aktiv mit dem Thema Sicherheit beschäftigt. Lassen Sie sich die Antwort in Tabellenform geben, Ihre IT sollte folgende Tabelle innerhalb von 5 Arbeitstagen erstellen können.
Server A |
CIS Microsoft Windows Server 2022 Benchmark – Level 1 – Member Server
|
(L1) Ensure ‚Configure Windows spotlight on lock screen‘ is set to Disabled‘
|
...
|
Server A |
CIS Microsoft Windows Server 2022 Benchmark – Level 1 – Member Server
|
(L1) Ensure ‚Screen saver timeout‘ is set to ‚Enabled: 900 seconds or fewer, but not 0‘
|
...
|
Server A |
...
|
...
|
...
|
Server B |
CIS Microsoft Windows Server 2022 Benchmark – Level 1 – Member Server
|
(L1) Ensure ‚Minimum password length‘ is set to ’14 or more character(s)‘
|
...
|
Server B |
CIS Microsoft Windows Server 2022 Benchmark – Level 1 – Member Server
|
(L1) Ensure LAPS AdmPwd GPO Extension / CSE is installed (MS only)
|
...
|
Server B |
...
|
...
|
...
|
Client 1 |
CIS Microsoft Windows 11 Enterprise Benchmark – Level 1 (L1) – Corporate/Enterprise Environment (general use)
|
...
|
...
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Übersicht der angewandten Härtungsrichtlinien pro Endpunkt
Diese Übersicht gibt Ihnen einen klaren Ausgangspunkt für die folgenden Schritte und Diskussionen
- Priorisieren Sie die Umsetzung von Härtungsrichtlinien
- Falls Ihre IT noch keine Härtungsrichtlinien befolgt, regen Sie dringend die Auswahl und Implementierung einer solchen an. Standardisierung der Betriebssysteme und Anwendungen erleichtert die Umsetzung der Härtungsmaßnahmen. Beginnen Sie im Zweifel mit der Standardisierung und ziehen Sie die Härtungsmaßnahmen parallel nach.
- Lassen Sie sich die Abweichungen erklären
- Fragen Sie nach den Gründen für bekannte Abweichungen von den Härtungsrichtlinien. Erfolgen diese Abweichungen aus Komfortgründen oder aufgrund fehlender Funktionalität? Unterstützt eine Businessapplikationen keinen sicheren Betrieb? Dann schließt sich die Frage an, ob es die richtige Businessapplikation ist!
- Stellen Sie eine einheitliche Umsetzung sicher
- Prüfen Sie, wie einheitlich die Umsetzung der Härtungsrichtlinien ist. Große Unterschiede deuten auf Mängel in der Durchsetzung hin – auch hier gilt – sollte eine kurzfristige Durchsetzung unabdingbar sein, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden werden diese Mängel zu einem Problem.
Fazit
Mit diesen vier Fragen und Ihrem aktiven Handeln als Führungskraft wird die IT-Sicherheit gestärkt und eine solide Basis für den Schutz vor Bedrohungen in Ihrem Unternehmen etabliert. In Zusammenarbeit mit Ihrer IT werden Unsicherheiten im Hinblick auf IT-Sicherheit stetig reduziert. Denken Sie daran, Wissen ist Macht und IT-Sicherheit ist kein Sprint, Sie starten einen Marathon bei dem Sie es nur zusammen mit Ihrer IT erfolgreich ins Ziel schaffen.
Wenn Sie mehr über die Rolle des Managements lesen möchten, empfehlen wir Ihnen diesen Artikel: Cybersecurity: Die Rolle des Managements
Martin Lehnert
Gründer & Geschäftsführer, TECXERO